Die Art und Weise wie wir unsere Sexualität leben und erleben ist das Ergebnis einer Vielzahl von persönlichen Lernschritten. Aber auch das Wissen über die Sexualität, die eigenen Werte und Gedanken zu diesem Thema, die Körperkultur in der Familie, das Umfeld und vieles mehr prägen unser Sexualleben. Wie die Sexualität gelebt wird, ist daher bei jeder Person einzigartig.

Wie sind sie zu diesem Beruf, dieser Fachrichtung gekommen?
Ursprünglich komme ich aus der Pflege und bin gelernte Pflegefachfrau. Während meiner Anstellung auf der Gynäkologie wurde ich immer wieder mit Patientinnen konfrontiert, die sehr wenig Wissen über ihren Körper und dessen Vorgänge sowie auch Verhütung und Sexualität hatten. Gleichzeitig merkte ich bei meiner Tätigkeit, wie wertvoll dieses Wissen sein kann. Ich wollte daher in diesem Bereich Unterstützung bieten und machte daraufhin die Ausbildung zur Sexualpädagogin. Schnell wurde mir klar, dass mich auch die Beratung interessiert und so besuchte ich anschliessend mehrere Weiterbildungen und absolvierte den Masterstudiengang in Sexologie.
Wie kann ich mir eine Sexualberatung bei Ihnen vorstellen?
Die Art wie Sexualität gelebt wird, ist erlernt. Deshalb ist sie entwickel- und veränderbar. Daher geht es mir in der Beratung nebst der Klärung des Anliegens, der gewünschten Veränderungen und Zielen zunächst darum zu erfahren, wie die Sexualität gelebt wird. Welche Fähigkeiten sind bereits erworben worden und an welche Grenzen ist mein Klient / meine Klientin oder das Paar gestossen. Der erste grosse Schritt ist das Verstehen, weshalb die Situation ist, wie sie ist. Die Antwort auf das «weshalb» ist oft schon eine grosse Entlastung. Im Weiteren werden durch Gespräche und individuelle Übungen wie Atem-, Wahrnehmungs- und Beckenbodenübungen weitere Fähigkeiten erworben.

Hilfe im vertrautem Umfeld. Und dies für Jung und Alt. Frau Stucki nimmt sich für alle Anfragen Zeit.
Mit welchen Anliegen kann ich zu Ihnen kommen?
Grundsätzlich mit jedem sexuellen Anliegen, bei dem man sich eine Beratung und Unterstützung wünscht. Die Themen der Klienten sind sehr breit. Dass kann eine Erektionsschwäche sein oder Lustlosigkeit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder aber auch Unsicherheit in der sexuellen Orientierung. Und in der Sexualpädagogik vermittle ich Eltern, aber auch Lehrpersonenen, Vereinen und Institutionen Wissen und Sicherheit im Umgang mit Themen rund um die Sexualität (wie sexuelle Aufklärung, Sexualentwicklung, Umgang mit körperlichen Veränderungen und vielem mehr.)
Wieso Sexualberatung, Sexualpädagogik und Beckenbodentraining? Wo ist hier die Verbindung?
Bereits während meiner Ausbildung zur Sexualpädagogin war der Beckenboden ein Thema. So ist das Beckenbodentraining nicht nur zentral für die Kontinenz (das Halten von Urin und Stuhl), bei Senkungsbeschwerden oder nach einer Geburt, sondern kann auch starken Einfluss auf die Sexualität haben. So kann ein zum Beispiel sehr angespannter Beckenboden zu starken Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen oder diesen gar verunmöglichen. In der Arbeit als Sexualberaterin ist der Beckenboden und die Wahrnehmung des Beckenbereichs daher von grosser Bedeutung.
Welchen Tipp würden sie grundsätzlich für eine «lustvolle» Sexualität geben?
Ich empfehle, Bewegung in die Sexualität zu bringen. Und dies meine ich wortwörtlich. Dies können sehr kleine und feine Bewegungen sein, aber auch grössere und kräftigere, kreisende, in langsameren und schnellerem Tempo. Oft wird in der Selbstbefriedigung, aber auch in der Sexualität die Atmung angehalten oder sehr oberflächlich gehalten- Meine zweite Empfehlung: Bauchatmung während der Sexualität.
Was ist eigentlich Sexualpädagogik?
«wie und/oder wann soll ich mit meinen Kindern über Sex sprechen?» «Kann ich zu viel erzählen und meinem Kind damit schaden?» oder auch: «Wie kann ich mein Kind bestmöglich vor einem Übergriff schützen?». Bei solchen Fragen bietet die Sexualpädagogik Hilfe und vermittelt Wissen und Sicherheit im Umgang mit den verschiedensten Themen der Sexualität. An Informationsabenden und in Einzelgesprächen wird auf verschiedene Themen der Sexualentwicklung eingegangen und es können auch persönliche, individuelle Fragen beantwortet werden.
Wie kann ich mir Sexualberatung vorstellen?
Leiden Sie an einer Erektionsschwäche oder an vorzeitigem Samenerguss? Haben Sie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr? Hätten Sie gerne ein lustvolleres Sexualleben oder sind sie Pornosüchtig? So individuell und einzigartig, wie das Sexualleben von jedem Menschen und jedem Paar ist, so vielfältig sind auch die Fragen, Anliegen und Probleme, die in der Sexualberatung zur Sprache kommen. Jeder Mensch und jedes Paar bringt einen bunten Strauss an Fähigkeiten, Wünschen, Grenzen, körperlichen Voraussetzungen, Unsicherheiten und Fragen mit. Im Rahmen der Sexualberatung werden Möglichkeiten erarbeitet, wie sie die gewünschten Veränderungen erreichen und/oder in ihrem Sexualleben neue Impulse setzen können.
Wie funktioniert Beckenbodentraining?
Ein gut trainierter Beckenboden sorgt für ein gutes Körpergefühl, stärkt die Kontinenz, verbessert die Körperhaltung und hat eine positive Wirkung auf das sexuelle Erleben. Nicht nur bei Senkungsbeschwerden oder nach Operationen wie der Prostataentfernung ist ein starker Beckenboden von Vorteil, sondern auch bei Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder einer Erektionsschwäche kann die verbesserte Wahrnehmung, Stärkung sowie die bewusste Entspannung der Beckenbodenmuskulatur Unterstützung bieten.
«Unsere Sexualität entwickelt sich – ähnlich wie die Motorik, Intelligenz oder Sprache – über eine Vielzahl von persönlichen Lernschritten. Somit ist die Art und Weise, wie wir die Sexualität leben und erleben, entwickel- und veränderbar.»

Martina Stucki
Sexualpädagogin, Master of Arts Sexologie
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